Die effektivste Spritzung im Kartoffelanbau, die meist keiner macht!

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13. Mai 2024

Die Pflanzbedingungen in Bayern waren in diesem Jahr sehr gut. Bodenstruktur passt, soweit das Pflanzgut in Ordnung ist, sollte eigentlich alles gut auflaufen.

In Niedersachsen wurden die restlichen Flächen erst letzte Woche bestellt, und in NRW sind manche Flächen genauso wie in Holland und Belgien immer noch zu nass.

 

Also alles im Großen und Ganzen bis dato sehr gute Aussichten für den Anbau 2024 im Süden. Das Wetter für die nächsten beiden Wochen bringt auch wieder Regen, zwar nicht zu viel aber, es kommt Wasser, was den Aufgang der Kartoffeln sicher fördern wird. Temperaturen passen auch. Wenn nun die Herbizidmaßnahmen greifen und die Kartoffelpflanzen gut aufgelaufen sind, kommt die Phase wo wir sehr viel bewegen können. Bei einer Wuchshöhe von 15-25 cm befinden sich die Kartoffeln im sogenannten Häkchenstadium, wo der Ansatz gemacht wird. Hier können wir viel steuern. Zum einen können wir nochmals den Ansatz stimulieren, zum anderen können wir die Pflanzen unterstützen eine gute Jugendentwicklung hinzulegen. Gesunde Pflanzen stehen von vornherein ganz anders da, wenn es dann später mal zu schlechten Wetterbedingungen kommen sollte. Eine vitale Pflanze geht ganz anders in eine Trockenphase, und kommt auch viel besser durch als die, die nicht so ideal gestartet sind. Eine gut versorgte und gesunde Kartoffelstaude bekommt auch nicht so schnell Alternaria. Weil einfach natürliche Abwehrkräfte da sind.

Also warum hier nicht eine zusätzliche Spritzung mit verschiedenen Nährstoffen und Biostimulanzien setzten. Hier fällt meist der Satz: „Hier spritzen wir ja noch soviel auf die Erde!“ Ja, richtig und? Aber wir helfen den Pflanzen extrem anzuschieben, sich schnell Richtung Reihenschluss zu bewegen und vor allem gesund in die Vegetation zu starten. Nährstoffmangel sind hier meist kontraproduktiv. Mangan, Schwefel und Phosphor sind hier nur einige Themen. Amminosäuren die den Stoffwechsel ankurbeln vergisst immer jeder.

Jetzt kann man mit verschiedenen Produkten nochmal anschieben, Alternaria-Infektionen erst gar nicht hochkommen lassen und dem Ziel, vitale Pflanzen am Acker zu haben, näher zu kommen. Huminsäuren, P-betonte Blattdünger, Mangan um Schorf vorzubeugen und Aminosäuren in der Kombination mit elementar Schwefel der auch eine gewisse desinfizierende Wirkung auf Sporen die am blanken Boden liegen, haben hier eine Berechtigung. Man könnte auch bei 25 cm Wuchshöhe schon mit dem ersten Fungizid reingehen, einfach um Krautfäule erst gar kein Thema werden zu lassen.

Warum ist diese Spritzung so effizient. Einfaches Rechenbeispiel: bei einer Ansatzförderung von 2 Knollen, die am Ende des Tages 100 g haben, und bei 44.000 Pflanzen am Feld, wären dies rein rechnerisch 88 dt. mehr je ha. Ist schon viel, und klingt extrem, aber warum nicht mal versuchen. Was kostet mich so eine Maßnahme? Man kann dies mit unterschiedlichen Produkten gestalten, am Ende werden wir hier ca. 40 – 50 Euro je ha investieren. Hört sich für eine zusätzliche Spritzung sehr viel an, stimmt aber so nicht. Weil meist wird ja P bei der ersten Fungizidspritzung gefahren, das ziehen wir also nur vor. Und meist wird auch irgendwann Mangan gefahren, ziehen wir also auch nur vor. Das Thema ist wirklich nur der Zeitpunkt. Wir investieren hier geringfügig mehr. Der meiste Aufwand ist die Spritze zu befüllen, der Zeitaufwand, sowie die Maschinenkosten. Also und mal Hand aufs Herz, welcher Landwirt rechnet seine Zeit wenn er Gewinn in Aussicht hat?

Wer kritisch dem Vorschlag gegenübersteht, sollte es einfach mal probieren. Was können wir verlieren? Wie gesagt, gute Bedingungen derzeit in Bayern. Lasst uns das derzeitige Potential auch wirtschaftlich heben!

Warum gerade dieses Jahr der Vorschlag hier tätig zu werden? Das Thema Pflanzgut und dessen Qualität hat uns noch nie so beschäftigt als wie in 2024. Es wurden wahrscheinlich auch noch nie soviel an geschnittenem Pflanzgut wie dieses Jahr gebaut. Und mal ehrlich, wieviel Kompromisse mit dem Thema Virus-Befall des gepflanzten Pflanzgutes hat der eine oder andere gemacht. Und Partien die halt schon mal mit einem gewissen Virusbefall gelegt wurden, solle man um so mehr fördern. Hier denke ich sind 50 Euro je ha kein Geld. Und noch ein Thema, wir wissen alle, das Thema Pflanzgut 2025 wird noch problematischer. Also auch ein kleiner Appel an die Vermehrer, bitte beschäftigt euch mit mehr als nur dem klassischen Pflanzenschutz. Wir brauchen neben den Insektiziden auch kleine Helfer wie Silizium, vertreibende Produkte wie elementarem Schwefel oder Produkte die das Blatt für Läuse unattraktiv machen um dem ganzen Thema Blattlausbekämpfung zusätzliche Unterstützung zu geben und am Ende des Tages hier mehr Erfolg zu haben.

 

Hier konkrete Spritzvorschläge bei einer Wuchshöhe der Kartoffeln von 20-25 cm. Also noch weit vor Reihenschluss.

 

2 l UPL Schwefel 825

+ 4 l YaraVita Kombiphos (oder 4 l Wuxal Top P oder 4 l Plonvit Energy oder 4 l Lebosol 5/20/5)

+ 300 g Green On Kartoffel (gerne auch 500 oder 750 g, Thema der Kosten - muss jeder Betriebsleiter selbst entscheiden)

 

Alternativ:

 

1,5 l Locker L von Biolchim

+ 4 YaraVita Kombiphos (alternativ gerne auch einen anderen P-betonten Blattdünger)

+ 1 l BetaSil

+ 2 l BeGreen (Schutz vor Blattläusen und Zikaden, wenn gewünscht)

 

Alternativ

2 l UPL Schwefel 825

+ 4 l Lebosol 5/20/5 (alternativ gerne auch einen anderen P-betonten Blattdünger)

+ 1 l Multiple Pro von FMC

+ 0,5 l Silacon von Intrachem Bio

 

Alternativ

 

1-2 l Tonivit von UPL

2 l Begreen von Biolchim

0,3 kg Green On Kartoffel

 

Es gibt viele Produkte die hier angewendet werden können. Wir können grunsätzlich empfehlen, um hier Erfolg zu haben, mit Aminosäuren zu arbeiten um den Stoffwechsel anzukurbeln (BetaB, BetaSil, Kaizen oder Green On Kartoffel) und mit P-haltigen Blattdüngern. Schwefel, Silizium oder Begreen von Biolchim haben eine vertreibende Wirkung auf Blattläuse, bei Schwefel wegen dem Geruch, bei Silizim und Begreen wird einfach das Blatt unattraktiv für die Schädlinge. Es gibt auch das Produkt Biolit  (https://www.biolit-natur.com/), ein Urgesteinsmehl das sehr viel Silizim enthält. Könnte man auch einsetzen um K-Käfer und Blattläuse fernzuhalten. Hier gibt es gute Ergebnisse aus den letzten Jahren von Pflanzgutvermehrer aus Bayern. Silizium und Schwefel werden auch die Mittel sein, die wir in den Regionen in Bayern einsetzten werden, wo die Zikade angekommen ist und wir mit Stolbur kämpfen müssen, ob wir wollen oder nicht.

 

Und wer bei den Herbizidmaßnahmen noch keine Huminsäure eingesetzt hat, dem empfehle ich 2 l Bagira zu spritzen, um dem Boden was gutes zu tun, die Wasserhaltefähigkeit zu fördern, Nährstoffe im Boden freizugeben und zu mobilisieren um den Pflanzen zu helfen.

 

Viel Erfolg beim Ausprobieren!

 

Beitrag von Johannes Seemeier