Kartoffelschorf, ein Mangel im Speisebereich der vielen zu schaffen macht in diesem Jahr

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21. Oktober 2023

Kartoffel-Schorf ist ein Thema, was sich dieses Jahr wieder mehr zeigt und uns Speisekartoffelanbauer gerade hinsichtlich der Waschqualitäten zu schaffen macht. Jeder schiebt das Thema Schorf immer nur auf trockene Jahre oder auf die Sortenthematik. Aber ist das wirklich immer der Grund dafür?

 

Was fällt uns also zum Thema Schorf ein – und wie kann ich diesen verhindern?

Ausgelöst wird Kartoffelschorf durch das Actinobakterium Streptomyces scabies. Kann man gerne auch mal im Internet nachlesen.

 

Hier die Aussage von „google“ dazu: Kartoffelschorf ist eine von Bakterien (Streptomyces spp.) verursachte Krankheit der Kartoffelknolle und kommt in allen Kartoffelanbaugebieten vor. In leichten Böden und nach Trockenheit während des Knollenansatzes können größere Schäden entstehen.

 

 

Also durch ein bodenbürtiges Bakterium! Nicht durch ungünstige trockene Bedingungen. Diese vergünstigen nur die Bedingungen für das Bakterium. Hier spielen also viele Bodenthemen mit ein. Thema ph-Wert, Bodenart, Reststoffe die nicht verrottet sind von der Vorfrucht oder den Zwischenfrüchten. Wir müssen also künftig, mit der aktuellen gesetzlichen Lage, wo die Zwischenfrucht immer mehr wird, auch dafür sorgen, dass die Reststoffe sich im Boden wieder gut umsetzten. Also bedeutet dies am Ende des Tages, dass wir uns als Kartoffelanbauer mehr mit dem Boden auseinander setzten müssen.  Viele Maßnahmen sind zwar gut gegen Schorf, können aber auch wieder andere Probleme hervorrufen, hier ein paar Beispiele:

 

Wie so oft, was für das eine gut ist – ist für etwas anderes ungünstig.

 

  • Kalkung - hebt den pH-Wert (wenn dann ggf. Hüttenkalk)
  • Zunehmend mechanische Unkrautbekämpfung - bringt Sauerstoff in den Damm
  • Zum Zeitpunkt des Knollenansatzes verstärkt beregnen - fördert pilzliche Pathogene

 

 

Aber es gibt doch noch einiges, was man in dieser Richtung, gegen Kartoffel-Schorf tun kann.

 

  • Mit Mikroorganismen (Beize SOLANOVA®) z.B. Pseudomonas (Die Bakterien treten in Konkurrenz zu bodenbürtigen Schaderregern und regen die natürliche Resistenzreaktion der Kartoffeln an) und Trichoderma (schnell wachsende antagonistische Pilze, Antibiose und Resistenzinduktion, fördert das Wurzelwachstum)
  • 320g/ha Pflanzkartoffeln Mangan mit in die Beizung geben. Mangan wirkt auf das bodenbürtige Actinobakterium Streptomyces scabies toxisch, (die Menge ist eine Empfehlung des Kartoffelberatungsdienstes Heilbronn).
  • Elementaren Schwefel (Schwefal® Schwefellinsen oder Schwefal® Schwarze Linse (S° und Huminstoffe)) entweder im Herbst oder zur Pflanzung mit in die Furche induziert ebenfalls Pflanzeneigene Resistenzen.
  • Produkte, die es der Knolle ermöglichen Trockenphasen besser zu überstehen (Fermentationsmetabolite und Aminosäuren --> Glycin und Glycin Betain wären hier sehr gut --> BetaB, BetaSil, Green On Kartoffel).
  • Produkte, die das Bodenleben und Jungpflanzenwachstum fördern (Huminsäuren (Bagira®, Liqhumus Liquid 18, BlakJack, 4Plants Humin Bio plus) oder Rotteförderung von Pflanzenresten (Bactim® Soil von Intrachem Bio oder Ecostern oder Nova Verm Multi von Agrosolution)
  • Das Ausbringen von Leonardit auf die Fläche mit 2-3 t je ha hat eine nachhaltige Wirkung auf den Boden und bringt langfristige Bodenverbesserung – stellt die beste Nachhaltigste Maßnahme dar! Auch wenn im ersten Moment doch Kosten entstehen, hier langfristig denken! Man kann auch gut Leonardit in die Gülle miteinmischen oder zur Kompostierung verwenden. (Vorteil in Bayern gibt es Leonardit in Regensburg bei der Firma Rösl. Also kurze Wege.)
  • Das Bodenleben fördern, Kobalt düngen. Z.B. bei der Herbizidmaßnahme einfach 0,2 l Erbers Kobalt + Molydän mitlaufen lassen (nur 8 Euro Kosten je ha). Besser noch, jetzt schon mal das Produkt kombiniert mit einem Rotte-Fördernden Produkt wie Bactim Soil im Herbst ausbringen.
  • Gefühlt haben Bestände die dieses Jahr zusätzlich mit 2 – 4 l Nov@ gebeizt wurden keinen Schorf gezeigt. Hier bestätigt sich, dass die enthaltenden Komponenten wie Huminsäure, Aminosäure und die Alge (vom Kelpak) Ihre Wirkung zeigten.
  • Alternativ, ganz neu am Markt, könnte man jetzt schon mal mit 1 l 4Plants Alga die Zwischenfrucht behandeln, die jetzt auf der Kartoffelfläche 2024 steht. Am besten in Verbindung mit einer Huminsäure. Z. B. 2 l Bagira. (Hier die Infos zu 4Plants Alga im Detail.) Damit würde man jetzt schon wichtige Komponenten in den Boden bringen, die das Bodenleben verbessern.

 

Viele Wege führen zum Ziel. Am Ende müssen wir uns wieder mehr um unseren Boden kümmern. Auch damit wir Schorf vermeiden. Natürlich sollte das Wissen, welche Sorte wie wo anfällig für Schorf ist mit einfließen. Und natürlich werden wir immer damit zu kämpfen haben, dass Trockenheit zum falschen Zeitpunkt uns nicht unbedingt in die Karten spielt. Aber damit wollen wir uns nicht abfinden. Also probiert doch mal was aus. Zu verlieren haben wir hier wenig. Wenn eine Speisesorte, nicht zum Packen geeignet ist, weil sie Schorf hat, dann ist ein Aufwand von 50 – 150 Euro eigentlich zu vernachlässigen.

 

Beitrag von Johannes Seemeier