Übern Kartoffel-Tellerrand geschaut! Was kann ich jetzt im Getreide alles machen um die Erträge abzusichern und zu steigern?

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18. Mai 2023

Ich möchte heute mal wieder über den Kartoffel-Tellerrand blicken und auf die Getreide Kulturen eingehen. Das nasse Frühjahr bringt auch viele Probleme im Getreide mit sich. Krankheitsdruck ist relativ hoch. Viele von euch haben schon eine Fungizidmaßnahme im Weizen gefahren, in der Wintergerste musste diese sogar meist gefahren werden und nun stellt sich bei vielen die Frage, was steht jetzt an, und wie gehe ich hier weiter vor. Die Beratung von den Pflanzenschutzmittelfirmen laufen aktuell auf Hochtouren, und die empfohlenen Mischungen aus den bekannten Azolen plus Carboxamiden haben sicher dieses Jahr Ihre Bedeutung. Aktuell, muss man wirklich sagen, jetzt eine Abschlussbehandlung in Wintergerste und Roggen definitiv zu setzten und auch im Weizen stellt sich die Frage, jetzt fahren oder weiter warten. Nein auch hier muss gehandelt werden um den Neuzuwachs an Blattmaterial zu schützen.

 

Hier einige bekannte Empfehlungen zum Fungizideinsatz im Getreide:

 

  1. Abschlussbehandlung Wintergerste mit 1 l ElatusEra + 1,5 l Folpan
  2. Winterweizenfahrplan

-ohne Fusarium:

Jetzt aufs Fahnenblatt BBCH 37/39 ElatusEraFolpan mit 1,0 l + 1,5 l (lange Dauerleistung)

  • für noch mehr Kurativleistung (bei Beständen ohne Vorlage):

ElatusEraSympara mit 1,0 l + 0,33 l

  • mit Fusarium Strategie:

Jetzt Fahnenblatt BBCH 37/39 mit 1l ElatusEra gefolgt von 0,33 l Sympara + 0,75 l Folicur in die Blüte BBCH 49

-Nachkürzungen mit bis zu 0,25 l Moddus Beimischung aufs Fahnenblatt problemlos möglich

Roggen

Fahnenblatt 1,0 l ElatusEra + ggf. 0,25 l Moddus

Tritticale

Fahnenblatt 1,0 l ElatusEra + ggf.  0,25 l Moddus

 

Die nasse Witterungsphase hält weiter an und stellt die Landwirtschaft unter große Herausforderungen.

Die Getreidebestände haben sich mit der Erwärmung zügig weiterentwickelt. Vielerorts schiebt der Winterweizen das Fahnenblatt. Damit sind alle ertragswirksamen Blätter in Erscheinung getreten. Die Nässe wird weiter für sehr hohen Infektionsdruck sorgen.

Nach allen Prognosemodellen sowie in den Bildern vor Ort ist Septoria tritici zunehmend die dominierende Getreidekrankheit.

Um die wichtigen ertragsrelevanten Blätter zu schützen, müssen Produkte mit sehr hoher kurativer und protektiver Leistung zum Einsatz kommen.

Einen Vergleich der wichtigsten Getreidefungizide bietet bspw. die LFL Bayern auf deren Homepage: https://www.lfl.bayern.de/mam/cms07/ips/dateien/bewertung_getreidefungizide.pdf

 

Aktuelle Situation:

  • Das niederschlagsreiche Wetter geht weiter und sorgt für außergewöhnlichen hohen Krankheitsdruck im Wintergetreide.
  • Im Weizen waren bereits vielfach Maßnahmen gegen u.a. Septoria tritici notwendig, da in der frühen Schossphase ideale Bedingungen für Neuinfektionen herrschten.
  • Nach Ausbildung des vollen Blattapparates gilt es nun umso mehr die Bestände vor Neuinfektionen zu schützen, um das volle Ertragspotential zu gewährleisten.
  • Es herrscht weiterhin ein sehr hohes Infektionsrisiko durch Sporenmaterial auf den unteren Blattetagen.

Univoq – hochwirksames Getreidefungizid aus neuer Wirksftoffgruppe:

  • Allerbeste kurative und protektive Wirkung gegen Septoria tritici.
  • Für das Jahr 2023 steht mit Univoq für alle ein ganz neues Fungizid mit dem völlig neuen Wirkstoff INATREQ zur Verfügung.
  • INATREQ ist ein Wirkstoff aus der für das Getreide komplett neuen Wirkstoffklasse der Picolinamide.
  • Univoq ist der neue Standard bei der Bekämpfung von Getreidekrankheiten.
  • Der einzigartige Wirkmechanismus, die robuste Wirkung gegen alle relevanten Getreidekrankheiten und
  • die neue i-Q4 – Formulierung garantieren einen optimalen Bekämpfungserfolg.

 

Was ist so besonders an Univoq?

  • Bei zwischenzeitlich deutlich zunehmender Resistenz von Septoria tritici gegenüber Carboxamiden ist INATREQ ein völlig unverbrauchter neuer Wirkstoff für ein erfolgreiches Resistenzmanagement.
  • Univoq enthält als Resistenzschutzpartner nicht weniger als 100 g/l Prothioconazol.
  • Univoq erfasst alle in Weizen relevanten Blatt- und Ährenkrankheiten sehr gut, besonders erwähnenswert ist auch die überragende Wirksamkeit gegen Schneeschimmel.

 

Zu beachten ist im Mittelvergleich immer auch die pro Hektar ausgebrachte Azol-Menge im Vergleich zur maximal zugelassenen Aufwandmenge.

Grundregel für ein gutes Resistenzmanagement:

  • Singlesite Inhibitoren wie Carboxamide, Strobilurine aber auch Picolinamide maximal einmal pro Saison einsetzen (Anwendungshäufigkeit ist wichtiger als Aufwandmenge)
  • Azole als unsere wichtigsten Resistenzschutzpartner nicht unter 60-70 % der vollen Aufwandmenge einsetzen (Aufwandmenge ist wichtiger als Anwendungshäufigkeit)

     

Alternativ ginge natürlich auch die Mischung von BASF:

 

1,5 l/ha Revytrex® + 0,5 l/ha Comet®  (15/10/5/5), keine Hangauflage

 

Wer mich kennt, weiß, wir wollen über den normalen Pflanzenschutz noch weitergehen und auch wenn die Prognosen für die Getreidepreise aktuell nicht so rosig sind, müssen wir dieses Jahr wieder an der Stellschraube drehen, einfach bei den 25 % der Anbauer dabei zu sein, die dann doch mehr Ertrag vom Acker fahren als der Rest der Nation. Hier ein paar Gedanken von uns dazu.

 

  • Die Pflanzen haben in den letzten Tagen natürlich darunter gelitten, dass es sehr sehr nass und kalt war. Die Feinwurzel stand teilweise auch mal länger im Wasser. Hier sollte man über zwei Dinge nachdenken. Man könnte mit einer phosphorigen Säure zum einen das abheilen der Wurzeln anregen, die vielleicht jetzt gelitten haben und zum anderen die Fungizidmaßnahmen noch einmal boostern. Was boostern ist, hat uns Corona ja gelernt.
  • Beispiel: 1,0 – 1,5 l Solavit zu den Fungizidmaßnahmen mit einsetzten. Alternativ ein Phosphik oder ähnliche Produkte.
  • Das Getreide, egal ob Weizen, Gerste oder Roggen hat natürlich aktuell an Nährstoffen und Wasser aus dem vollen schöpfen können. Das heißt, eine wirklich gute Feinwurzelausbildung und ein „Suchen“ nach Wasser war nicht wirklich von Nöten. Sollte die Großwetterlage irgendwann komplett drehen, und eine längere Trockenphase anstehen, wird unseren Beständen ziemlich schnell die Versorgung mit Wasser und Nährstoffen ausgehen. Hier sind zu überlegen ob man nicht jetzt trotzdem über Produkte wie Nov@ oder Kelpak die Feinwurzelausbildung nochmal stimuliert und hier anschiebt. Da wird sicher sofort die Frage kommen, ob es so eine Maßnahme wirklich braucht. Die kann ich aktuell niemanden beantworten, weil ich weiß genauso wenig wie das Wetter wird im Juni wie Ihr auch. Aber mehr Feinwurzeln, mehr Nährstoffaufnahme und mehr Wasserverfügbarkeit für die Pflanze. Dementsprechend länger grüne Bestände und höhere Erträge.

Vorschläge dazu:

Einsatz von 2 l Nov@ bei den Fungizidspritzungen mitlaufen lassen, Kosten liegen bei rund 22,00 Euro je ha. (bringt auch was für den Boden, da Huminsäure, macht also auch zusätzlich Phosphat verfügbar und mit der Aminosäure Glycin Betain, das Ihr aus dem BetaB kennt hilft es den Pflanzen Temperaturstress, ob Trockenheit oder Kälte besser zu überstehen).

  • In den letzten beiden Jahren haben wir Versuche gemacht mit BetaB in der Abschlussbehandlung im Weizen. Dies hat uns sehr gut gefallen. Auch haben wir BetaB ans Getreidekorn angebeizt. Dies zeigte sich auch als Wirksame Maßnahme. Sollte es jetzt trockener werden und auch mal Temperatur kommen, können wir den Stoffwechsel in den Pflanzen durch BetaB mit einem Aufwand von 0,5 l erhöhen. Alternativ könnte man ein Kaizen von Sumiagro einsetzten, mit einem Aufwand von 1,0 l in allen Getreidekulturen.
  • Silizium nicht außer Acht lassen!!! Silizium kann uns helfen, die Halmstabilität im Getreide zu erhöhen. Manche Bestände stehen jetzt sehr gut und „Fett“ da. Vielleicht auch hier etwas tun. Produkte können wir folgende empfehlen: BetaSil mit 1,0 l je ha. BetaSil ist ein BetaB plus Silizium. Alternativ können andere hochwertige Siliziumprodukte eingesetzt werden. Wie zum Beispiel ein Erbers Silizium von Erber Agro aus Österreich. Kombiprodukte wie Humin Bio Plus von Agrosolution enthalten auch Silizium. Hier liegt der Aufwand bei 2 l je ha. Oder das Silacon von Intrachem Bio wären zum Einsatz bringen.
  • Luftstickstoffsammelnde Bakterien einsetzten! NutribioN, UthrishaN, Poesie oder ähnliche Produkte wären hier die Möglichkeit. Nach den Fungizidmaßnahmen, einfach ein bis zwei Tage später am Morgen mit diesen Produkten hier was machen, sollte man mit dem Stickstoff noch nicht ganz zufrieden sein. Bitte eins berücksichtigen, aktuell hat, durch die vielen Niederschläge, eine Nachmineralisierung stattgefunden und Stickstoff aus dem Boden zur Verfügung gestellt.
  • Man könnte aber auch alternativ einfach ein Methylenharnstoff-Produkt einsetzten, wie zum Beispiel NuSlow 28, Tardit 28 oder ein StradiVari von Omnicul. Die Vorteile hier sind ganz klar, das Produkt „brennt“ nicht, es kommt zu einer 4-wöchigen Depotwirkung und die flüssige Blatt-Applikation des Methylenharnstoffes ist sehr effizient für die Pflanze.
  • Phosphat nicht unterschätzen!!! Wie in einen unserer letzten Beiträge geschildert, braucht die Pflanze immer Phosphat um Energie umzusetzen. Siehe Beitrag https://kartoffelanbauberatung.de/archiv/newsseite/82/ . Eine zusätzliche Blattdüngung mit 2 l Wuxal Top P, 2 l Plonvit Energy oder ähnlichen P-betonten Mehrnährstoffdüngern wäre hier eine Maßnahme. Eine weitere Alternative wäre es 1,0 l Tonivit von UPL einzusetzen um P in die Pflanze zu transportieren.
  • Die neuen Produkte von Phytoplanta ins Auge fassen und dieses Jahr mal was probieren! Die Green On Serie gibt es auch für das Getreide. Die sogenannten Glycinate fördern Nährstoffe mittels der Aminosäure Glycin sehr gut ins Blatt. Kosten liegen bei 19 Euro je ha beim Getreideprodukt.
  • Erbers Anti Stress wäre auch eine gute Alternative, um die Getreidebestände mit einer sehr hochaufgeladenen Huminsäure zu versorgen und abiotischen Stress zu mindern. Aufwand liegt bei nur 0,15 l je ha.
  • Ein weiterer Gedanke in Richtung gesundes Blatt, ist es den Einsatz von UPL Schwefel 825 einzuplanen. Das flüssige Produkt überzieht das Blatt mit elementarem Schwefel. Was eine Verbesserung der Fungizide als Ergebnis hat. Kosten sind überschaubar. Der Liter liegt bei 5,20 Euro. Zwei Liter sollten es schon sein, und immer den Schwefel als letztes in die Spritze geben, bitte dies beachten!
  • Und zu guter Letzt, helle Bestände zeigen oft einen Manganmangel. Wir haben in den letzten beiden Jahren kein Mancozeb mehr in den Kartoffeln eingesetzt. 2021 war es nicht sinnvoll und seit 2022 dürfen wir nicht mehr. Hier kommt schön langsam mancherorts ein Manganmangel zum Vorschein. Wenn hier was erkennbar, dann Mangan übers Blatt düngen.

 

Viele Möglichkeiten, um die Getreidebestände noch vitaler in die nächsten Wochen zu bekommen. Auch wenn der eine oder andere vielleicht meint, dies Lohnt sich alles nicht, unterschätzt die Wirkung nicht! Probiert mal was aus, genauso wie in der Kartoffel oder in der Zuckerrübe kann man hier einiges erreichen! Wir probieren hier schon länger! Die Ergebnisse sind bisher immer zufriedenstellend gewesen. Roggen und Silizium ist fast Pflicht geworden. Weizen und P-betonte Dünger sowie Nov@ im Frühjahr zeigten immer gute Ergebnisse. Genauso wie der Raps. Hier konnten wir mit verschiedenen Maßnahmen die Kulturen stabiler durch den Winter bringen und die Erträge mit Frühjahrsbehandlungen sichern. Viel Erfolg

 

Beitrag von Johannes Seemeier