Aktuell anstehende Maßnahmen in den Kartoffeln - Ziel ist es jetzt die Qualitäten zu sichern!!
Dieses Jahr haben wir wieder eine völlig andere Situation im Kartoffelanbau als in den letzten Jahren. Das Frühjahr brachte uns sehr gute Pflanzbedingungen und der trockene Mai und Juni haben uns absolut gesunde Bestände beschert, vom Krankheitsdruck her. Nach einer Hitzewelle im Juni, wo die Kartoffeln doch sehr gelitten haben, kommt jetzt flächig Regen. Leider sehr unterschiedlich. Teilweise wirklich 40 l und in manchen Regionen wie zum Beispiel Mittelfranken wieder viel zu wenig, hier sprechen wir gerade von 10 l in dieser Woche.
In Bayern kamen seit letzter Woche Freitag zwischen 10 - 40 l Niederschlag. Jetzt stehen einige Themen an:
- Bestände die sehr wenig Niederschlag in den letzten Wochen hatten und jetzt Wasser bekommen haben, und auch im Boden jetzt eine gute Mineralisierung stattfindet, besteht die Gefahr, dass es jetzt zu Zwiewuchs, Kindelbildung oder einem neuen Ansatz kommt. In Jahren, wo wir nicht wissen wie der Preis sich finden wird, so wie es auch dieses Jahr aussieht, war es immer besser, Qualitäten zu haben um verkaufen zu können und Geld zu verdienen. Vorschlag an Maßnahme: Jetzt 2 l Kelpak (Biolchim) + 0,5 l Glibor (Biolchim) + 0,5 l Multiple Pro (FMC) spritzen, um die Pflanzen zu stimulieren und Zwiewuchs zu verhindern! Alternativ gingen auch 2 l Kelpak (oder Kelposol oder Bafoliar Kelp Sl) plus 500 g Green On Kartoffel (Phytoplanta)
- Keimhemmung am Feld (Alternative um Zwiewuchs zu verhindern): Bitte den Einsatz von Maleinsäurehydrazid - Produkten jetzt ins Auge fassen. Die Knollengröße nochmals prüfen, bei Speiseware sollten mindestens 80 % 35 mm haben und bei Pommesware sollten 80 % der Knollen mindestens 40 mm Größe erreicht haben. Produkte hierfür sind Fazor von UPL, Himalaya 60 SG oder Itcan SL 270 von Certis Belchim. Verfügbarkeit leider aktuell eingeschränkt…
- Jetzt endlich Zuwachs generieren. Viele Bestände, gerade in Mittelfranken, der Oberpfalz aber auch im nördlichen Ingolstadt haben unter der Trockenheit extrem gelitten. Die Pflanzen stehen gut da, aber es kam kaum zu Zuwachs. Sprich die Ansätze sind teilweise gut, aber sehr kleine Knollen im Boden und am Ende bis dato kein guter Ertrag in Aussicht. Jetzt die Bestände gesund erhalten und auch mit Spurennährstoffen und Aminosäuren den Stoffwechsel ankurbeln, damit jetzt endlich mal Ertrag gemacht wird. Vorschlag Maßnahme: 0,5 kg Green On Kartoffeln oder 0,5 kg Aserpro oder 1 l NuVitality mit den Fungizidmaßnahmen ausbringen, um den Stoffwechsel und das Wachstum anzukurbeln. Wasser haben wir jetzt, Nährstoffe kommen jetzt vom Boden. Jetzt geht nochmal was!
- Was hier auch sehr gut funktioniert sind die beiden Produkte von Sumiagro Kaizen und Kaishi. Hier eine ausführlich Produktvorstellung dazu zum Download. --> Lesen Sie hier
- Thema Krautfäule: Ab heute zeichnet sich eine kleine Regenpause bis Montag an. Wer die Spritzfenster bis dato auf 14 Tage gehalten hat, sollte jetzt darüber nachdenken, jetzt diese zu verkürzen. Wahrscheinlich ist es besser jetzt ein Fungizid reinzulegen, nicht das wir nächste Woche nicht reinkommen. Was macht Sinn? Kontaktmittel in Kombination mit einem Cymoxanil könnten im schlechtesten Fall eine Mischung sein, die nicht funktionieren wird. Die Kontaktmittel wäscht es uns im schlimmsten Fall runter und Cymoxanil hat keine lange Halbwertszeit. Vielleicht hier besser nochmals mit einem teilsystemischen Mittel reingehen, um vorzubeugen. Vorschlag Maßnahme: Revus Top oder Carial Flex oder Voyager, falls noch nicht gelaufen in Kombination mit einem Curzate (falls Befallsdruck vorhanden) wären hier sicher nicht schlecht. Lieber nach dem Regen dann mit einem Kontaktmittel plus Cymoxanil nachlegen. Fall sich doch was an Krautfäule entwickelt haben sollte, könnten wir damit schnell wegräumen. Bitte jetzt kein Infinito, Omnix oder Rival Duo in Speisesorten anwenden, wegen Rückstandsproblematiken. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann auch gerne nochmal ein Zorvec in Verbindung mit einem Alternaria Spezialprodukt bringen.
- Thema Drahtwurm: Bis dato haben wir kaum Drahtwurm gefunden. Doch wir haben hier eine neue Situation. Wir gehen davon aus, dass es dem Drahtwurm in den letzten Wochen zu trocken war an der Oberfläche. Dies ändert sich aktuell. Hier könnte man Repellent jetzt mit Soil Tonic arbeiten. Jeder Liter bringt eine Woche vergrähmende Wirkung. Es müssen mindestens 2,5 l sein, um überhaupt eine Wirkung zu haben. Die Bestände sollten grün und aufnahmefähig sein. Bestände die bereits in die Gelbreife umgeschlagen haben, bringen dies nicht mehr ins Wurzelwerk. Also hier ist der Einsatz von einem Soil Tonic zu spät. Vorschlag: 4-5 l Soil Tonic auf kritischen Flächen einplanen. Alternativ kann man auch überlegen ein Steri Clean Soil auszubringen, mit 1-2 l je ha. Wichtig hier, es muss draufregnen, damit es die Pilzkulturen, die den Drahtwurm schädigen ein wäscht in den Boden.
- Schnecken: Jetzt kommt die Zeit, wo wir hier auf der Hut sein müssen. Zum einen haben wir wieder Feuchtigkeit, zum anderen wandern die Schnecken gerne aus den abgeernteten Getreideflächen zu uns in die Kartoffeln. Nach dem Regen mal die Bestände kontrollieren, ob Schnecken zu finden sind und darüber nachdenken jetzt etwas auszubringen. Bitte nicht unterschätzen! Kein Schneckenkorn auf ein nasses Blatt streuen. Die Bestände müssen abgetrocknet sein, es sollte schon auf den Boden kommen.
- Zikaden: In den Hot-Spot-Gebieten sind die Insektizidmaßnahmen gelaufen. Aktuell empfinden wir den Druck eher als niedrig. Ob dies richtig ist, kann aktuell keiner beurteilen. Erste Bestände zeichnen, von Infektionen her. Rote Blätter und Luftknollen, aber auch Pflanzen, die aufhellen sind zu finden. Ich würde hier jetzt weiterhin Produkte ausbringen, die Repellent wirken. 0,5 l Karrikin, 0,3 l Limowet, 2-4 l elementar Schwefel von UPL oder BVG wären hier sicherlich eine gute Maßnahme. Kristallkalk während einer Regenperiode macht eher wenig Sinn.
Zusammenfassend möchte ich Ihnen die Daumen drücken, die bis dato sehr guten Kartoffelqualitäten, die wir in den Feldern vorfinden, auch noch bis ins Ziel zu bringen. Es wäre Schade jetzt hier aufgrund verschiedener Problematiken, das Hauptzielmerk, Qualität zu verlieren. In Jahren mit gutem Angebot, sind mindere Qualitäten sehr schwierig zu vermarkten. Bitte vergessen Sie das nicht.
Beitrag von Johannes Seemeier