Vorsaatkalkung: Welcher Kalk zu welcher Kultur?

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15. Februar 2024

Die Witterung der vergangenen Wochen, Monate und vielleicht auch Jahre zeigte, dass die Auswirkungen des Klimawandels für uns alle spürbar sind. Die Zunahme der Jahres-Durchschnittstemperaturen führt zu einem deutlich früheren Vegetationsbeginn und einer Verlängerung der Vegetationsperiode. Hitze und Trockenperioden werden häufiger, so dass insbesondere die Frühjahrs- und Frühsommertrockenheit zu Dürre und Ertragsverlusten beiträgt. Witterungsextreme (Starkregen, Sturm, Hagel) sowie veränderte Verteilmuster der Jahresniederschläge erfordern Anpassungen im Pflanzenbau, damit die Ertragssicherheit gewährt ist.

Den Bodenfunktionen kommt bei der Anpassung der pflanzenbaulichen Maßnahmen an diese geänderten Bedingungen eine entscheidende Bedeutung zu. Der Kalk als Mehrwirkungsdünger spielt dabei eine zentrale Rolle.

Die Kalkung ist die wichtigste Maßnahme, um der Versauerung unserer Kulturböden entgegen zu wirken. Gleichzeitig werden Bodeneigenschaften und –prozesse für das Pflanzenwachstum sowie die Filter- und Pufferfunktionen des Bodens optimiert und die Versorgung der Pflanzen mit den Nährstoffen Calcium und Magnesium sichergestellt.

Gute Bodenstruktur hilft, Dünger zu sparen

Zweifelsohne ist eine gute Bodenstruktur das A und O im Pflanzenbau. Verschiedene Maßnahmen sind dazu geeignet den Boden dauerhaft zu lockern und ein stabiles Bodengefüge herzustellen - als Voraussetzung für ein feinkrümeliges Saatbett und zügige Feldaufgänge. Neben der mechanischen Bodenbearbeitung, der Vermeidung von Bodenverdichtungen und dem Anbau von Zwischenfrüchten ist hier insbesondere auch der Einsatz von Kalkdüngern zu nennen.

Die Kalkung fördert die Basensättigung an den Bodenkolloiden und die Bildung von Ton-Humus-Komplexen und stabilisiert damit das Bodengefüge. Das in Folge der Kalkung verbesserte und stabilisierte Porensystem erleichtert die Durchwurzelung, so dass die Pflanzenwurzeln ein größeres Bodenvolumen und damit mehr Nährstoffe erschließen können. Je mehr Wurzelraum von den Pflanzen erschlossen werden kann, desto geringer kann der Nährstoffgehalt im Boden sein und trotzdem ein zufriedenstellender Ertrag erzielt werden.

 

Nährstoffverfügbarkeit hängt vom pH-Wert ab

Zahlreiche Versuche zeigen, dass die Verfügbarkeit der Hauptnährstoffe Stickstoff, Phosphor und Kalium stark vom pH-Wert des Bodens und der Kalkversorgung abhängig ist. Mit sinkenden pH-Wert nimmt die Nährstoffausnutzung des Düngers deutlich ab.

Welcher Kalk zu Kartoffel, Mais und Rübe?

Zur Vorsaatkalkung bei Kartoffeln, Mais und Zuckerrübe sind schnell wirksame Düngekalke mit hoher Reaktivität zu empfehlen.

Branntkalk enthält die Kalkform Calciumoxid (CaO) und reagiert sofort mit Wasser zu Löschkalk (Ca(OH)2). Folglich wird nach der sehr schnellen Neutralisation der Bodensäuren der pH-Wert angehoben. Gleichzeitig werden Calcium-Ionen (Ca2+) freigesetzt, die nach der Tonflockung die Bodenkrümel stabilisieren und Ton-Humus-Komplexe bilden. Ein deutlicher Stabilisierungseffekt wird bereits bei Aufwandmengen je nach Bodenart von 300 bis 500 kg je Hektar Branntkalk, die vor der Saat ausgebracht und flach in den obersten Bodenhorizont eingearbeitet werden, erzielt. Diese Maßnahme als „Strukturkalkung“ mit reduzierter Aufwandmenge gegenüber einer typischen Erhaltungskalkung ist auch auf Standorten mit ausreichender Kalkversorgung (Gehaltsklasse C) zielführend. Die Aufwandmenge von 300-500 kg je Hektar CaO deckt dabei in etwa den Bedarf zum Ausgleich der jährlichen Kalkverluste ab, führt aber zu keiner messbaren zusätzlichen Erhöhung des pH-Wertes.

Insbesondere auf schwereren Böden mit höherem Tongehalt wird beim Kartoffelanbau durch eine Vorsaatkalkung mit Branntkalk körnig oder Branntkalk gemahlen die Siebfähigkeit verbessert.

Außerdem sind zur Vorsaatkalkung Mischkalke zu empfehlen, die neben der Kalkform Calciumoxid oder Calciumhydroxid auch Calciumcarbonat und Magnesiumcarbonat enthalten. Die wasserlöslichen Komponenten können in Form von Branntkalk oder Löschkalk im Produkt FEMIKAL® oder auch als Kalkdünger aus industriellen Prozessen wie zum Beispiel Holz-Verbrennungsaschen in den Produkten CINIDOL®, CINICAL® und CINIPUR® zugemischt sein. Die Komponenten Kohlensaure Kalke und Kohlensaure Magnesiumkalke sollen eine möglichst feine Vermahlung aufweisen. Je feiner die Vermahlung desto höher die Reaktivität und umso schneller ist die Umsetzung und Kalkwirkung im Boden. Mischkalke kombinieren damit die schnell wirksame wasserlösliche Komponente Branntkalk bzw. Löschkalk mit der nachhaltigen Wirkung der Kohlensauren Kalke und Kohlensauren Magnesiumkalke. Ein weiterer Vorteil bei den Mischkalken ist zudem die rationelle und schlagkräftige Ausbringung mit gängiger Feuchtkalk-Streutechnik.

Zur Vorsaatkalkung bei Kartoffeln und Mais hat sich die Anwendung von Schwarzkalk (Kalkdünger aus der Herstellung von Kalkstickstoff) bewährt. Dieser aus gefällten Calciumcarbonat bestehende Kalkdünger hat herstellungsbedingt eine sehr große reaktive Oberfläche und zeigt deshalb in Vergleich zu anderen Kohlensauren Kalken auf Grund hoher Reaktivität die rascheste Wirkung. Ein günstiger Nebeneffekt wird bei der Anwendung von Schwarzkalk in Kombination mit der Düngung mit Gülle und Gärrest erreicht. Durch den herstellungsbedingt enthaltenen Wirkstoffstoff Dicyandiamid (DCD) wird nachweislich eine nitrifikationshemmende Wirkung erzielt, wenn die zur Erhaltungskalkung empfohlene Menge Schwarzkalk und Gülle oder Gärrest in engen zeitlichen Zusammenhang ausgebracht werden.

Das Cyanamid im Schwarzkalk leistet ebenso einen Beitrag zur Bekämpfung des Drahtwurms in Kombination mit den weiteren Maßnahmen im Baukasten zur Drahtwurmbekämpfung im Kartoffel- und Maisanbau.

Beitrag von

Dr. Andreas Weber
BDG Bayerische Düngekalk Gesellschaft