Themen zu der aktuellen Situation bezüglich Sikkation, Ernte und Einlagerung der Kartoffeln 2023!

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10. September 2023

In vielen Regionen von Bayern beginnen schön langsam die Erntearbeiten. Viele Partien müssen aber auch erst noch Reifegefördert werden. Auch wenn schon der 10. Septemer mittlerweile erreicht ist, hofften viele Anbauer noch immer auf Zuwächse und wollten diese bis dato auch noch mitnehmen. Bitte aber den Bogen nicht überspannen, eine Wetterumschwung im Oktober würde uns viele Probleme bereiten. Und Speisekartoffeln müssen auch irgendwann aus dem Boden, bevor der Drahtwurm die Schnecken oder Dry Core ein Thema werden. Hier ein paar Themen dazu und zur Lagerung was alles zu beachten ist für die kommenden Tage.

 

  • Nach dem Regen Anfang und Ende August, haben die meisten Landwirte versucht noch Zuwächse zu generieren und diese mitzunehmen. Jetzt, nachdem die Lentizellen schließen steht die Krautregulierung an. Vor allem bitte auch mal dran denken, wir haben jetzt schon den 10.09.23, und wir müssen auch noch alles heimbringen!
  • Dieses Jahr besteht ein gewisser Druck in Richtung Kraut- und Knollenfäule. Also bitte unbedingt bei der Sikkation ein Sporizid (Ranman Top, Shirlan oder eventuell ein Kupferprodukt wie Airone SC oder Coprantol Duo) mitspritzen. Bitte nicht unterschätzen! Wenn Sporen in die Erde ein gewaschen werden, kann dies viele Probleme im Lager bereiten.
  • Beim Einsatz von Shirlan hat man auch eine gewisse Nebenwirkung auf Alternaria – Sporen, die auch nicht unbedingt ins Lager sollen. Bei der Ernte entstehen feine Haarrisse auf der Knollenschale. Diese sind, bis die Wundheilung von statten ist, immer eine Eintrittspforte für Erreger wie Braunfäule, Erwinia oder eben auch Alternaria. Eine Infektion durch Alternaria im Lager endet dann als „Hartfäule“, sprich die Knollen werden innen schwarz und gehen nur noch als „Futter für die Biogasanlage“.
  • Mittlerweile sind wir an einem Punkt angekommen, wo wir wirklich über Sikkation nachdenken sollten. Mitte der Woche könnten ein paar Schauer kommen. Danach aber wieder sonniges Wetter. Also gute Voraussetzungen um chemisch abzutöten. Je länger die Ware im Boden verbleibt, desto mehr Risiko geht man natürlich auch ein gerade in Speiseware, bezüglich Schneckenfraß, Drahtwurm und Dry Core! Also Qualitätsprobleme nicht unterschätzen!
  • Bitte nochmal „ehrlich“ die Flächen prüfen. Ist irgendwo das Wasser für längere Zeit gestanden? Haben wir „Ecken“ wo Braunfäule jetzt schon im Boden zu finden ist. Bitte nicht einfach einlagern, sondern wirklich sich vorher mal ein paar Gedanken machen wo muss ich eventuell was auslassen, oder Ware gleich in die Verarbeitung bringen, weil Sie nicht haltbar sein wird. Ins Lager gehört nur das was gesund und gut ist! Alles andere macht nur Ärger.
  • Wie mit zwiewüchsiger Partie umgehen? Auswachsen lassen, direkt in die Verarbeitung? Schwierig. Hier muss Fallbezogen entschieden werden. Sprechen Sie mit Ihren Abnehmern welche Möglichkeiten es gibt.
  • Schalenfestigkeit sollte gegeben sein. Daumenprobe zur Schalenfestigkeitsermittlung! Die Schale ist die natürliche Schutzhülle der Kartoffel. Sie verhindert das eindringen von Krankheiten! Speiseware muss schalenfest sein, um zum Packer gehen zu können! Hier sich bitte nichts vormachen. Darum bitte nicht zu spät sikkieren!
  • Bei den Rodearbeiten bitte auf die Temperaturen achten. Aktuell geht es wirklich nur morgens. Danach ist es zu heiß. Den Roder optimal einstellen. Die Kartoffeln sollten mit Erdpolster die Siebkette hochlaufen. Rodereinstellung zur Not nochmal mit Hersteller abklären! Sprechen Sie Ihre Kundenberater von Ropa, Grimme und AVR an. Lieber einmal zu viel telefoniert als zu wenig.
  • Zu hohe Fallstufen vermeiden. Fallsegel nutzen soweit vorhanden. Übergänge an den Bändern mit Gummi – Matten ausstatten. Möglichst mechanische Beschädigungen durch Fallstufen vermeiden. Kartoffeln sollten nicht zu hoch fallen!!
  • Faule Knollen am Roder ausverlesen. Diese schmieren sonst nur gesunde Knollen an und verteilen Fäulniserreger!
  • Mit zu hohen Temperaturen ins Lager gehen, erhöht die physiologische Alterung der Knollen! Lieber dann bis Mitte der kommenden Woche warten. Ab da soll es nicht mehr ganz so warm sein.
  • Zweifelspartien zur Not unters Vordach stellen und mit Lüfter gut belüften. Erst mal prüfen ob die Knollen wirklich halten, oder ob Fäulnis kommt.
  • Im Lager sind die ersten 12-24 Stunden entscheidend. Immer mit voller Lüfterleistung schnell abtrocknen. Das abtrocknen kostet zwar am meisten Lagerschwund, hilft uns aber auch, dass Probleme erst gar nicht hochkommen. Wundheilungsphase sollte eingeplant werden. Je nach Lager, Witterung und Partie entscheiden wie lange.

 

Wir wünschen Ihnen für die Ernte 2023 viel Erfolg, gesunde Partien, gute Qualitäten, eine unfallfreie Ernte und natürlich gute Erträge!

 

Beitrag von Johannes Seemeier