Was steht aktuell in den Kartoffeln an? Krautfäule, Alternaria und Blattdüngung...

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13. Juni 2022

In den meisten Regionen in Bayern wurde die erste Fungizidmaßnahme gefahren. Bald steht die zweite Behandlung der Kartoffeln an. Es empfiehlt sich für die zweite Spritzung mit Zorvec Endavia oder Zorvec Enicade zu machen, da wir meist jetzt den meisten Blattzuwachs haben und da Zorvec sich vollsystemisch in der Pflanze verteilt. Sollte jemand mit Zorvec begonnen haben in der ersten Maßnahme, dann besser auf Carial Flex wechseln oder Infinito einsetzten.

Für Alternaria-Bekämpfung muss klar sein, dieses Jahr unbedingt stark mit dem Motto „Vorbeugen“ agieren. Wir müssen in jeder Spritzung etwas gegen Alternaria tun. Die nächsten Tage soll es heiß werden und die Pflanzen werden sicher unter der Hitze leiden. Alternaria ist ein Schwächeparasit und tritt verstärkt in Situationen auf, in der die Pflanzen nicht unter optimalen Wachstumsbedingungen stehen, Hitze, Trockenheit etc.! Also genau das was uns in den nächsten Tagen bevor steht. Typisches Heuwetter im Juni! Folgende Vorschläge zur Alternaria – Behandlung jetzt:

Sollte Ortiva schon eingesetzt worden sein, kann man mit Propulse weitermachen. Propulse ist aktuell das stärkste Mittel vorbeugend! Ein günstiges Polyram in Verbindung mit einem Haftmittel wie Nu-Film P wäre auch eine Möglichkeit. Sollte die erste Fungizidmaßnahme ohne Alternaria Spezialprodukt gefahren worden sein, jetzt unbedingt mit Ortiva starten. Ortiva wirkt im frühen Stadium noch sehr gut. Wer hier bezüglich Resistenzen Angst hat, sollte gleich mit Propulse starten. Nartia können wir von der Zulassung her noch nicht einsetzten, da dies zu früh ist. Revus Top wird meist ab der 3. Spritzung gerne genommen und ist aktuell in den meisten Regionen in Bayern zu schwach, da doch ein relativ hoher Krautfäuledruck herrscht.

 

Nicht alle Fungizide verfügbar beim Landhandel! --> Kreativ werden!

Beim Landhandel sind mittlerweile einige Fungizide teilweise nicht mehr verfügbar. (Hamsterkäufe von Landwirten lassen grüßen) Vor allem Leistungsstarke Produkte wie Ranman Top, Zorvec Endavia, Proxanil, Rival Duo sind vergriffen. Abhilfe kann hier sein, Leistungsstarke Mischungen nachzubauen. Beispiel: Cymbal Flow + Shirlan + Presidium könnte eine Variante sein, oder der Brestan L Pack plus Shirlan. Auch ein Curzate 60 plus Revus Top wäre sehr Leistungsstark. Bei hohem Krautfäule-Druck einfach zu einem guten teilsystemischen Mittel ein Cymoxanil-Produkt und ein Fluazinam in voller Aufwandmenge hinzunehmen.

 

Sonnenschutz wichtiger denn je für die nächsten Tage:

Zum Schutz gegen Sonnenstrahlung können wir uns leider nicht mehr mit Mancozeb helfen. Dieser Nebeneffekt war oft sehr hilfreich! Der weiße Film von Mancozeb hilt Strahlung ab. Hier müssen wir nun auf Alternativen aus dem Biostimulanz-Bereich ausweichen. BetaB, Gold Dry, Taikyu und das neue BetaSil sind hier die Mittel der Wahl. Auch das Pinienöl im Nu-Film P hat eine gewisse Schutzwirkung und macht Polyram noch regenfester!

Aufwand von BetaB liegt bei 0,25 l je ha als Zumischung gegen die Sonne und bei 0,5 l – 1,0 l bei extremen Stresssituationen wie extremer Hitze. Also für die nächsten Tage mindestens 0,5 l je ha.

BetaSil hat enthält dem Wirkstoff Glycin Betain auch noch Silizium und Amminosäuren. Diese Mischung stärkt zusätzlich das Zellgewebe. (Preislich sehr Interessant!! In der Kombi sehr günstig da nur rund 15 Euro je ha, sprich fast Silizium gratis dabei).

Gold Dry macht einen ähnlichen weißen Belag auf die Blätter wie Mancozeb! Wirkt also wie eine Sonnencreme. Vorteil, enthält Zink, Bor, Mangan und Silizium. 4 kg je ha ist der Aufwand. Bitte unbedingt nach der Anwendung die Düsen durchspülen! (Kosten ca. 22 Euro je ha)

Alternativ kann man auch mit dem Produkt Sonnencreme von Omnicult Schutz aufbauen. Fettalkohole und Bor schützen hier vor extremer Strahlung!

 

Blattdüngung, folgende Nährstoffe einplanen!

Mangan kann ein Thema werden. Mancozeb wurde ja gewonnen aus Mangan und Zinkchlorid. Deshalb haben wir in der Vergangenheit unsere Kartoffelpflanzen immer bis zu einem gewissen grad mit Mangan versorgt. Dies ist nun nicht mehr der Fall. Bei Standorten wo der Boden nicht optimal mit Mangan versorgt ist, bitte Blattdüngung mit Mangan-Chelaten einplanen. z.B. 1 l Man-Top von Agroplanta.

Wir empfehlen für die 2. Spritzung nochmal 2 l Wuxal Top P. Auch ein guter Dünger um eine komplette Versorgung der Kartoffel zu gewährleisten ist Wuxal Multimicro. 2-3-mal während der Vegetation 1-2 l bringen.

NPK Blattdünger wie Wuxal Top P 5/20/5 oder Plonvit Energy 5/25/5 empfehlen sich bei Witterungen wie in den nächsten Tagen. Mit Mehrnähstoffdüngern können wir die Kartoffeln über das Blatt ernähren, auch in Trockenphasen. Die Kartoffeln leiden mehr unter Nährstoffmangel in Trocken- und Hitzeperioden als unter Wassermangel. Sollte ein Bestand sich schwer tun die Reihen zu schließen, bitte mit K-Dünger nachhelfen. YaraTera KRISTA K PLUS als Beispiel ist ein „Krauttreiber“! Auch ein K-Bomber 56 von Biolchim wäre eine Möglichkeit ins Kraut zu schieben.

 

Nach der Hitze kommt auch irgendwann Regen! Kindelbildung, Durchwuchsgefahr steigt spätestens, wenn nach der Hitzephase Mitte Juni wieder Regen fällt. Bei Frühsorten kann dies ein Thema werden. Bitte jetzt schon vorsorglich Kelpak beim Landhändler bestellen. Sollte dann bei der nächsten Fungizidmaßnahme gleich mitgefahren werden. Aufwand liegt bei 2 l je ha.

 

Thema Spinnmilben, in bestimmten Sorten wie Markies und Saprodi ein Thema. Auch an manchen Standorten in anderen Kartoffelsorten zu finden.

Mittlerweile kommen einige Landwirte auf uns zu und senden uns Bildern von Blättern die entweder Fraßstellen zeigen oder die Milbe sehr schwer, aber erkennbar ist. Da es hier keine zugelassenen Insektizide gibt, können wir uns nur über den Nebeneffekt von Mospilan bzw. Danjiri in voller Aufwandmenge mit 250 g je ha helfen.

Alternativ haben wir mit dem Produkt Begreen von Biolchim sehr gute Erfahrungen gemacht. Das Pflanzenstärkungsmittel Begreen wird aus den stärkehaltigen Rhizomen der Taro-Pflanze gewonnen. Insgesamt stärkt das Produkt die Zellwände und wehrt auf natürliche Art und Weise Schädlinge ab.

 

Neue Wege in der Läuse- und Käferbekämpfung:

Mit dem Mittel NovaVerm Orion von Agrosolution steht uns ein Produkt zur Verfügung, mit dem Bakterien ausgebracht werden um Schädlinge wie Kartoffelkäfer und Läuse zu bekämpfen. Die Mittel können ganz normal mit Fungiziden gefahren werden. Was nicht optimal ist, mit Huminsäure ausbringen, da die Bakterien sich zuerst diese als „Futter“ nehmen. Gerade als Ergänzung zu den noch vorhanden Käfermitteln wäre dies ein Versuch wert, und vor allem für Biobetriebe ein weiterer Baustein.

Im Idealfall das NovaVerm Orion mit 0,3 l Kantor ausbringen damit die Haftung der Bakterien auf den Pflanzen gewährleistet ist.

 

Stickstoff aus der Luft! Poesie und Utrisha!

Viele von uns haben dieses Jahr erste Gehversuche mit den Luftstickstofffixierer von den Firmen Corteva, Produkt Utrisha und von Omnicult, Produkt Poesie gemacht. Nochmal zur Erinnerung, wer hier etwas in der Kartoffel probieren möchte mit den Produkten, sollte den Zeitpunkt jetzt dann nicht verpassen. Ab Reihenschluß steht dies an!

 

Beitrag von Johannes Seemeier